Erfahrungsberichte

Hier finden Sie Erfahrungsberichte unserer ehemaligen Stipendiaten und Stipendiatinnen

Genua, Italien - Nikita Tkatschenko (2023/24)

Auslandsaufenthalt an der Universita degli Studi di Genova


Für ein ganzes Jahr durfte ich mich glücklich schätzen an der Universität Genua studieren zu dürfen. Dass dies überhaupt möglich war, verdanke ich dem grünen Reisestipendium der Fabcing, welches mich dazu bewegt hat mich intensiv mit dem Thema der Nachhaltigkeit während meines Auslandsaufenthaltes zu beschäftigen.


Angefangen hat dies mit meiner Anreise nach Genua. Die Hafenstadt an der ligurischen Küste verfügt zwar über einen eigenen Flughafen, jedoch sind die meisten Flüge aus Deutschland relativ teuer und wegen der hohen Treibhausgasemissionen des Fliegens alles andere als umweltfreundlich. Stattdessen habe ich mich für eine Anreise mit dem Fernbus entschieden, welcher einige Vorteile bietet. Erstens ist Busfahren weitaus umweltfreundlicher als zu fliegen oder allein mit dem Auto zureisen. Gleichzeitig konnte ich weitaus mehr Gepäck mitnehmen als bei einer Anreise mit dem Flugzeug und auch das Busticket war weitaus günstiger als der Preis eines Flugtickets. Obendrein führt die Busfahrt durch wunderschöne Landschaften, darunter besonders hervorstechend die Alpenregion, welche sehenswert genug sind, um sich alleine deswegen für eine Anreise per Bus zu entscheiden.


Angekommen in Genua stellt sich die Frage, wie man die begrenzte Zeit neben dem Studium am besten Nutzen sollte. Sechs Monate oder sogar ein ganzes Jahr hören sich nach einer langen Zeit an. Schnell realisiert man jedoch, dass die Zeit viel schneller verfliegt als man anfänglich erwartet. Und dafür, wie man diese Zeit am besten nutzt bieten sich enorm viele Möglichkeiten an.


Viele Erasmus Studenten entscheiden sich dazu in diesem Zeitraum so viel wie nur möglich zu Reisen, wobei oftmals statt eines Ziels in Italien ein Billigflug zu irgendeiner Großstadt im Ausland gewählt wird. Von Genua braucht man jedoch gar nicht weit zu reisen, um verschiedene wirklich sehenswerte Orte zu erreichen. Einige interessante Städte in Italien sind bequem über Bus und Bahn erreichbar. So lassen sich mit Leichtigkeit Tagestrips nach Bologna, Pisa, Mailand, Florenz oder Turin unternehmen. Was jedoch häufig übersehen wird ist die Schönheit der Orte, die quasi „direkt vor der eigenen Haustür“ liegen. Die gesamte Region Liguriens beherbergt so viele einzigartig schöne Orte, dass man das gesamte Semester damit verbringen könnte, nur diese zu erkunden. Neben bekannteren Ortschaften wie Portofino oder den Cinque Terre gibt es unzählige schöne Küstenstädte, Strände und Landschaften, die es wert sind, entdeckt zu werden. Daher habe ich mich im Gedanken der Nachhaltigkeit bewusst dazu entschieden die Region näher zu erkunden, statt unnötig weit wegzureisen, welches eine Entscheidung war, die ich jederzeit wieder genauso treffen würde.


Dass die Schönheit manchmal in unmittelbarer Nähe liegt, trifft auch auf Genua selbst zu. Bei meiner Ankunft wusste ich relativ wenig über die Stadt, doch nachdem man sich erst einmal eingelebt hat, beginnt man immer mehr Facetten des Ortes zu sehen. Als ehemalige Seemacht und florierendes Zentrum der gleichnamigen mittelalterlichen Republik ist Genua im Besitz einer äußerst reichen Geschichte und Kultur. Und genau diese tritt jedes Mal aufs Neue zum Vorschein, wenn man durch die verwinkelten Straßen und Gassen der Stadt wandert. Auch nach einem ganzen Jahr fand ich immer wieder etwas Neues, das es zu entdecken gab und mich wiederum immer wieder aufs Neue in Faszination mit diesem Ort stürzte. Egal ob nun Strände, Promenaden, Clubs, Bars, Restaurants, Berge, wunderschöne Piazzas, der antike Hafen oder die über 100 Paläste der Stadt; man war in der Lage alles zu finden, egal nach was es einen sehnte. Und auch die verschiedenen Veranstaltungen des Erasmus Teams in Genua sorgten dafür, dass es immer etwas zu unternehmen gab. Daher kann ich nur nochmals ans Herz legen, dass man, um unvergessliche Erinnerungen zu schaffen gar nicht mal so fern ab von der eigenen Gastuni zu reisen hat.


Zum festen Bestandteil meiner Bemühungen meinen Aufenthalt so nachhaltig wie möglich zu gestalten, gehörte auch meine Ernährung. Ich habe mich noch nie zuvor in meinem Leben für einen längeren Zeitraum vegetarisch ernährt jedoch durch die Inspiration des fabcing Stipendiums sah ich keinen passenderen Zeitpunkt, um mich dieser Herausforderung zu stellen. Was ich schnell feststellen konnte, ist dass es mir tatsächlich viel einfacher viel als erwartet mich vegetarisch zu ernähren. Es gab eine enorme Auswahl an lokalen vegetarischen Gerichten, wie Foccacia, Farinata, Pizza, Pesto oder verschiedenen Pasta-Gerichten, die die Ernährungsumstellung um einiges vereinfachten, sodass es sich nie so anfühlte, als müsse man auf irgendetwas verzichten. Auch die lokalen Märkte oder Supermarktketten eigneten sich sehr gut dazu regionale Lebensmittel zu kaufen, welche gewohnt in Italien nicht vorher abgepackt werden, sondern abgewogen werden müssen, was zusätzlichen Plastikmüll spart, wenn man seine eigenen Beutel zum Einkaufen mitnimmt. Um gegen Lebensmittelverschwendung zu helfen und dabei gleichzeitig ein wenig Geld zu sparen habe ich genauso wie meine Vorgänger die App „Too Good To Go“ verwendet mit der man unverkaufte Malzeiten von Restaurants und Geschäften retten kann. Überrascht von der teilweise unglaublich guten Qualität und dem zugleich unschlagbaren Preisen kann ich die App nur weiterempfehlen.


Ein weiterer Aspekt, weswegen ich mich für die Universität Genua entschieden habe, ist, dass das Kursangebot auch Fächer des Studiengangs Environmental Engineering umfasst. Durch dieses war ich in der Lage interessante Kurse zu besuchen welche sich mit Themen wie Lifecycle Assessment, Ecodesign oder environmental safety auseinandersetzten und mir dabei halfen mehr über nachhaltige Techniken und deren Anwendungsgebiete zu Lernen.


Neben dessen habe ich auch an einigen kleineren gemeinnützigen Projekten der Erasmusgruppe in Genua teilgenommen, die zugleich auch die perfekte Gelegenheit darboten, um neue Kontakte zu knüpfen und Menschen kennenzulernen. So wurden beispielsweise von Zeit zu Zeit Beach clean ups oder auch Lebensmittelsammlungen organisiert.


Alles in allem hatte ich eine unbeschreiblich schöne Zeit in Genua und kann daher allen Studenten, die vor der Entscheidung stehen, ob sie sich für einen Erasmus-Auslandsaufenthalt entscheiden sollen, nur eine klare Empfehlung aussprechen. Und ich bedanke mich noch einmal herzlich für die Unterstützung des Förder- und Alumnivereins, welche diese wunderschöne Zeit überhaupt erst möglich gemacht hat und mir aufgezeigt hat, dass es gar nicht mal so kompliziert ist den eigenen Alltag nachhaltiger zu gestalten.

Newcastle, England - Hilde Gerold (2023)

Nachhaltiges Studieren in Newcastle


Im Zuge meines Masterstudiums verbrachte ich ein Semester an der Newcastle University in England. Schon seit einigen Jahren versuche ich mein Leben so nachhaltig wie möglich zu gestalten und umweltfreundliche Gewohnheiten in meinen Alltag zu integrieren. Während meines Bachelorstudiums habe ich bei verschiedenen Auslandsaufenthalten durch Studium und Praktikum erfahren, wie schwierig es sein kann, diese Gewohnheiten in einer neuen Umgebung und Kultur beizubehalten. Als große Herausforderung habe ich dabei die vegane bzw. vegetarische Ernährung während meiner Aufenthalte in Spanien und Japan empfunden.


Besonders gefreut habe ich mich über die Unterstützung durch das Reisestipendium, da es mir ermöglicht hat, mich umweltfreundlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Nah- und Fernverkehr nach und in England zu bewegen, da eine Zugreise im Vergleich zu einer Flugreise bis zu fünfmal teurer sein kann. Leider ist die Reiseplanung mit der Bahn über Ländergrenzen hinweg oft schwierig. Ich empfehle, mit Trainline bis London zu buchen. Über Brüssel fährt man mit dem Eurostar nach England und hat über Trainline eine garantierte Zugverbindung bei Verspätungen oder Ausfällen. Den Zug von London nach Newcastle muss man zusätzlich buchen. Mir wurde im Vorfeld empfohlen, eine Railcard zu kaufen, was ich auch getan und an Freunde und Bekannte weitergegeben habe. Diese Railcards gibt es für verschiedene Personengruppen, ich hatte die Variante für junge Leute bis 25 Jahre. Sie sind ein Jahr lang gültig und ermöglichen einen Preisnachlass beim Kauf von Zugtickets. Während meines Aufenthaltes wollte ich so viel wie möglich von England und dem Süden Schottlands sehen und bin ausschließlich mit dem Zug gefahren. Für eine Reise nach Irland und Nordirland konnte ich meine Freunde überreden, die Fähre statt des Flugzeugs zu nehmen.


Ich wollte in Newcastle studieren, weil ich zum einen meine Englischkenntnisse verbessern wollte, aber vor allem, weil mich das Studienangebot der Universität sehr angesprochen hat. Die Universität bietet neben dem klassischen Bachelor- und Masterstudiengang Chemical Engineering auch einen Masterstudiengang im Bereich Sustainable Chemical Engineering an. Bereits in meinem Bachelorstudium habe ich einige Vertiefungen mit diesem Schwerpunkt gewählt und freute mich darauf, mein erworbenes Wissen in England zu vertiefen. So belegte ich unter anderem Kurse zur Bewertung nachhaltiger Unternehmen und Projekte und im Bereich der Prozessintensivierung. Besonders schön fand ich, dass die meisten Lehrenden ein großes persönliches Interesse an Nachhaltigkeit hatten und diese Motivation auch in den Vorlesungen vermitteln konnten.


Sowohl in Deutschland als auch im Ausland versuche ich generell, meinen Alltag so nachhaltig wie möglich zu gestalten, indem ich mich vegetarisch oder vegan ernähre und unnötigen Müll und Konsum vermeide. Ich war positiv überrascht, wie einfach es in England ist, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Sowohl Restaurants als auch Supermärkte haben ein entsprechendes Angebot und Sortiment. Ansonsten benutze ich gerne die App „Happy Cow“, die mir auch in England geholfen hat, zum Beispiel vegane Varianten des Klassikers Fish and Chips zu finden. Um Verpackungsmüll beim Einkaufen zu vermeiden, habe ich viele meiner Lebensmittel im Grainger Market gekauft. Dort gibt es einige Obst- und Gemüsehändler, die mehr unverpackte Waren anbieten als die meisten Supermärkte. Außerdem gibt es dort einen Unverpacktladen für Hygieneartikel und einige kleine Imbissstände, wie zum Beispiel einen sehr empfehlenswerten veganen indischen Stand. Außerdem konnte ich auch in England die App „Too Good to Go“ nutzen, um alte Lebensmittel von Supermärkten und Restaurants zu retten, die sonst weggeworfen würden. Insgesamt konnte ich durch meine mitgebrachten Jutebeutel, Tupperdosen und Thermobecher viel Verpackungsmüll und Einwegkaffeebecher einsparen.


In Deutschland kaufe ich den Großteil meiner Kleidung Second Hand, meistens über die App „Vinted“. In England nutzte ich die Charity Shops wie Oxfam oder die British Heart Foundation. Diese sind in fast jeder Stadt zahlreich vertreten und man kann dort gebrauchte Kleidung kaufen. Mit dem Erlös werden die jeweiligen Organisationen unterstützt. Am Ende meines Aufenthaltes konnte ich dort zum Beispiel auch meine Bettwäsche spenden, die mir das Studentenwohnheim zur Verfügung gestellt hatte. Außerdem gibt es in Newcastle einen kleinen Second Hand Buchladen von Amnesty International, den ich gerne genutzt habe, da ich aufgrund meines begrenzten Gepäcks keinen Platz für Bücher hatte.


Alles in allem fand ich es sehr einfach, mein Leben in England nachhaltig zu gestalten. Die Universität selbst legt viel Wert auf Nachhaltigkeit und durch viele kleine Dinge im Alltag in Bezug auf Ernährung und Konsum kann man seinen ökologischen Fußabdruck reduzieren. Newcastle ist gut an das Bahnnetz angebunden und die meisten Reisen sind einfach zu bewerkstelligen, sodass ich mich diesbezüglich nicht einschränken musste. So konnte ich viel von Großbritannien sehen und meine Zeit dort sehr genießen.

Finnland - Marvin Keller (2022)

Mein Auslandssemester in Finnland – Nachhaltigkeit im Erasmus


Ich habe im Wintersemester 2022/2023 ein Auslandssemester an der LUT University in Finnland absolviert. Auf den ersten Blick scheint ein solcher Auslandsaufenthalt erst einmal nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung zu stehen. Umso wichtiger war es mir mich im Vorfeld mit dieser transversalen Thematik zu befassen, um das Auslandssemester in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels nachhaltig zu gestalten. Im Zuge dessen kann der weitreichende Begriff Nachhaltigkeit auf zwei Dimensionen runtergebrochen werden, welche ich bei meinem Auslandssemester umsetzen wollte: Einerseits die Senkung meines persönlichen ökologischen Fußabdrucks und anderseits meine nachhaltige Entwicklung und Sensibilisierung.


Hinsichtlich des erstgenannten Aspektes stand insbesondere die Anreise nach Finnland im Zentrum meiner Betrachtung. Grüne Mobilität ist ein wichtiger Ansatz zur Minimierung des ökologischen Fußabdruckes und aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, statt mit dem Flugzeug mit dem Zug sowie der Fähre nach Finnland anzureisen. Dadurch konnte ich umweltschonend anreisen und gleichzeitig die nordischen Städte entlang der Reiseroute (Kopenhagen, Malmö, Stockholm, Turku und Helsinki) erkunden. Gegenüber einem Flug konnte ich dadurch ca. 230 kg CO 2 - Äquivalente einsparen. Auch für die Fortbewegung und das Reisen innerhalb von Finnland habe ich ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel genutzt. Finnland hat ein sehr gut ausgebautes Zug- und Fernbusnetzwerk und die Ticktes sind für Studenten im Vergleich zu Deutschland sehr günstig. Neben dem grünen Reisen habe ich, wie ich es auch in Deutschland handhabe, darauf geachtet lokale Lebensmittel einzukaufen. Dies hatte zusätzlich den Vorteil, dass ich auch viele finnische Spezialitäten, wie zum Beispiel die Moltebeerenmarmelade oder die karelische Pirogge kennengelernt habe. Viele der Grundnahrungsmittel kommen direkt aus Finnland und das Ursprungsland ist stets auf der Verpackung/Beschilderung vermerkt, wohlgemerkt in Finnisch und Schwedisch, sodass beim Einkaufen häufig der Übersetzer zum Einsatz kam. Außerdem habe ich versucht möglichst Lebensmittel mit wenig Plastikverpackung zu kaufen, was in Finnland überraschend schwierig war, da teilweise sogar noch einzelnes Gemüse verpackt ist. Auffällig im Vergleich zu Deutschland war auch der geringe Anteil an Bioprodukten im Supermarkt und der deutlich zu günstige Preis für abgepacktes Fleisch (z. B. 2,50€ für 1,5 kg Hähnchenfleisch). Daher habe ich es vermieden dort Fleisch einzukaufen.


Hinsichtlich der zweiten genannten Dimension sehe ich den Aspekt der Nachhaltigkeit als wichtigen Bestandteil im Studium zum Chemieingenieur. Als Chemieingenieur hat man einen großen Einfluss bezüglich des gesellschaftlichen Wandels hin zu einer nachhaltigen Welt. Im Rahmen meines Studiums habe ich daher schon an der TU Dortmund mehrere Kurse mit Fokus darauf belegt. Das Studium an der LUT University war eine herausragende Möglichkeit mich auf diesem Gebiet fachlich weiterzubilden. Finnland gilt als ein Vorreiter in Europa bei der nachhaltigen Entwicklung und belegt beispielsweise im Jahr 2021 den ersten Platz im UN-Ranking zur „Nachhaltigen Entwicklung“. Die LUT gilt als fortschrittlichste grüne Universität in Finnland und beinah in jedem meiner dort belegten Kurse wurde ein Bezug zur Nachhaltigkeit hergestellt. Insbesondere in dem Kurs "Circular Economy for Materials Processing" habe ich mich im Zuge einer Gruppenarbeit intensiv mit dem Thema Power-to-X, einem wichtigen Ansatz hinsichtlich der Energiewende, beschäftigt. Des Weiteren gab es zu Beginn des Semesters eine Aktion der LUT University bei der für jeden neuen Studenten ein Baum eingepflanzt wurde. Diese Aktion hat meines Erachtens sehr gut den grünen Charakter der Universität widergespiegelte.


In Finnland habe ich gelernt, dass insbesondere durch die enge Verbundenheit mit der Natur, der Nachhaltigkeit eine besondere Bedeutung für die Finnen zukommt. Viele Finnen besitzen und pflegen Waldeigentum und die Freizeit wird zumeist in der Natur beim Spazieren/Wandern, Langlauf oder beim Urlaub im Ferienhaus am See (Mökki) verbracht. Während meines Auslandssemesters konnte ich die finnische Kultur und den Lebensstil im Einklang mit der Natur intensiv kennenlernen, was ich als wichtigen Bestandteile meiner nachhaltigen Entwicklung sehe.


Zusammenfassend konnte ich ein nachhaltiges Erasmus in Finnland sehr gut umsetzen. Dabei habe ich einerseits versucht meinen ökologischen Fußabdruck während des Auslandaufenthaltes möglichst gering zu halten und andererseits mich in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Eine nachhaltige Bildung sehe ich als fundamentalen Einflussfaktor für einer gesellschaftlichen Wandel und ich bin froh über die Möglichkeit, dass ich mich auf diesem Gebiet weiterbilden konnten.

Japanpraktikum - Melanie Töbermann (2022)

Nachhaltige Gestaltung meines Auslandspraktikums


Lange Zeit vor meinem Auslandspraktikum in Japan habe ich in meinem Alltag in Deutschland versucht so nachhaltig wie möglich zu leben. Vor allem im Zuge des fortschreitenden Klimawandels spielt das Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise eine große Rolle. So ist das bewusste Achten auf Nachhaltigkeit wie das Reduzieren des Müll- und vor allem Plastikverbrauches sowie der Lebensmittelverschwendung für mich allgegenwärtiger Bestandteil.


Bevor ich mein Auslandspraktikum begonnen habe, habe ich mir einige Gedanke zum Thema Nachhaltigkeit in Japan gemacht. So wollte ich, wie in Deutschland auch, beim Einkauf darauf achten, möglichst unverpackte Produkte zu kaufen. Weiterhin habe ich mir überlegt, Obst und Gemüse möglichst regional einzukaufen, sodass es nicht über weite Strecken importiert werden muss und somit durch die geringeren Transportwege Emissionen eingespart werden können. Um meinen Plastikverbrauch zu reduzieren, wollte ich darauf verzichten, in den japanischen Convenience Stores einzukaufen, da diese Waren dort (mehrfach) in Plastik verpackt sind. Tatsächlich stellte sich dieser Vorsatz als eine große Herausforderung heraus, da Convenience Stores in Japan an jeder Ecke zu finden sind und somit die Versuchung groß ist, dort schnell das fertige und doppelt verpackte Essen zu kaufen, welches an der Kasse auch noch einmal in eine Plastiktüte verpackt wird, bevor man reagieren kann. Die geringen Japanischkenntnisse machen es einem auch nicht leicht, den Verkäufer:innen zu vermitteln, dass man wirklich nicht noch eine Plastiktüte braucht. Zum Glück hatte ich während meines Praktikums einen großen Supermarkt auf halber Strecke zwischen Wohnung und Arbeit, welchen ich innerhalb von wenigen Minuten mit meinem Fahrrad erreichen konnte. Somit konnte ich im Gegensatz zu den Convenience Stores darauf achten, unverpacktes Obst und Gemüse sowie andere Produkte in größeren Mengen zu kaufen, die ich nach der Kasse auch selbst in meinen Rucksack oder Baumwollbeutel einpacken konnte. Somit fiel es mir leicht, während meines Praktikums auf meinen Plastikverbrauch zu achten und diesen zu reduzieren. Der Vorsatz, regional einzukaufen, stellte sich als deutlich schwieriger heraus, da ich das Ursprungsland selten auf den Etiketten gefunden habe bzw. lesen konnte.


Was mich persönlich sehr überrascht hat, war das fehlende Bewusstsein für eine vegetarische oder vegane Lebensweise in Japan. In Deutschland lebe ich vegetarisch und sogar größtenteils vegan. Ich habe mit meiner veganen Ernährung aufgrund von Umweltaspekten begonnen und seit ca. einem Jahr beibehalten, weil es meiner Meinung nach mittlerweile aufgrund der vielfältigen Auswahl veganer Produkte erstaunlich einfach ist, auf tierische Produkte zu verzichten. In Japan sah dies allerdings ganz anders aus. In vielen Beilagen, Salaten und Suppen ist Fleisch, Fisch oder deren Erzeugnisse vorhanden, ohne dass man dies erwarten würde. Im Supermarkt findet man nur wenig fertiges Essen, welches für Vegetarier:innen, geschweige denn Veganer:innen geeignet ist. Sowohl das Frühstück als auch das Abendessen in meinem Wohnheim, als auch das Mittagessen in der Firma war nur an den seltensten Tagen vegetarisch. Auch in diesem Punkt hatte ich wieder Glück, eine eigene Kochnische in meiner Wohnung gehabt zu haben, in welcher ich mir selbst Frühstück und Abendessen zubereiten konnte. Meine Mitarbeiter in der Firma haben mich beim Mittagessen netterweise immer begleitet und an der Theke darum gebeten, dass das Fleisch oder der Fisch bei meinem Teller weggelassen wird. Da ich mit Englisch in der Kantine nie weit kam und mein Japanisch auch nicht ausreichend war, um besondere Wünsche zu äußern, bin ich meinen Kollegen in diesem Punkt sehr dankbar. Auch bei gemeinsamen Abenden mit den Arbeitskollegen im Restaurant wurde darauf geachtet, dass mir eine vegetarische Alternative angeboten wurde. Am Wochenende oder auch wenn man unter der Woche einmal in ein Restaurant gehen wollte, hat mir stets eine vorherige Google-Recherche und vor allem die App „Happy Cow“ dabei geholfen, Restaurants mit vegetarischen und veganen Gerichten zu finden, die vor allem in kleineren Städten sehr unüblich sind. Da ich in der Nähe von Hiroshima gewohnt habe, welches mit 1,2 Millionen Einwohnern eine recht große Stadt ist, hatte ich in dieser Stadt nie Probleme, vegetarisch essen gehen zu können, auch wenn dies immer mit etwas vorherigem Aufwand verbunden war. Somit freue ich mich sehr darüber, dass ich die vegetarische/vegane Küche trotz größerem Aufwand kennenlernen konnte.


Ein weiterer wichtiger Aspekt in Bezug auf Nachhaltigkeit ist die Fortbewegung. Japan konnte ich gezwungenermaßen nur mit dem Flugzeug erreichen, habe aber bei der Buchung meiner Flüge auf Direktflüge geachtet um meinen CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten, sowie einen freiwilligen Beitrag bezahlt, um diesen zu kompensieren. Außerdem habe ich darauf geachtet, so wenig und leicht wie möglich zu packen, um die Emissionen zu reduzieren. Aus diesem Grund habe ich mein Gepäck auf einen großen Koffer und einen kleinen Rucksack beschränkt, auch wenn ich zwei große Gepäckstücke hätte mitnehmen können. Die nachhaltige Fortbewegung innerhalb Japans fiel mir sehr einfach, da Japan durch öffentliche Verkehrsmittel hervorragend erschlossen ist. In großen Städten ist das U-Bahn-Netzwerk sehr gut ausgebaut, in meinem Praktikumsort konnte ich täglich mit dem Fahrrad unterwegs sein und mithilfe der effektiven Hochgeschwindigkeitszügen (Shinkansen) sind auch weit entfernte Orte innerhalb von kurzer Zeit zu erreichen. Aus diesem Grund konnte bedenkenlos auf Autofahrten oder Inlandsflüge verzichtet und stattdessen das Land per Fahrrad oder zu Fuß erkundet werden, um somit die Natur und Kultur vor Ort genauer und in Ruhe kennenzulernen.


Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich vor dem Auslandspraktikum nicht bedachte hatte, sind die zahlreichen Getränkeautomaten, die an jeder Ecke, ob in der Stadt, auf dem Land oder in den Bergen zu finden sind und sowohl eisgekühlte als auch heiße Getränke anbieten. Das erscheint auf den ersten Blick zwar praktisch, bedeutet aber natürlich auch einen immensen Energieverbrauch. Ich habe es auf diesem Grund bevorzugt, meine Edelstahlflasche überall mit hinzunehmen und diese an den Waschbecken der ebenfalls zahlreichen öffentlichen Toiletten einfach aufzufüllen, da das Leitungswasser in Japan bedenkenlos trinkbar ist.


Abschließend lässt sich sagen, dass es mir einfach fiel, mein Auslandspraktikum in Japan trotz der Anreise per Flugzeug nachhaltig zu gestalten. Dadurch, dass ich insgesamt drei Monate und nicht nur einige Tage oder Wochen in dem Land verbracht habe, hat sich diese Flugreise meiner Meinung nach allerdings rentiert. In vielen Punkten (v.a. zum Thema vegetarische Ernährung) war ich zwar auf Hilfe von Japaner:innen angewiesen, diese waren aber mit ihrer freundlichen Art stets hilfsbereit und haben mich in vielen Punkten unterstützt. Für die Zukunft wäre es allerding dennoch deutlich einfacher, die Sprache etwas besser zu beherrschen.

Japanpraktikum - Ediz Yilmaz (2022)

Japan - ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber auch nachhaltig?


Schon bevor meine Reise begann, befasste ich mich sehr intensiv darüber, wie ich mein Auslandspraktikum und dem damit verbundenen Aufenthalt in Japan so nachhaltig wie möglich gestalten kann. Da Japan einen hohen Plastikverbrauch hat, setzte ich mir als Ziel, dies auf ein Minimum zu reduzieren. Hierbei nahm ich meine eigenen Lebensmittelbehälter mit, um so verstärkt auf unverpackte Ware zu setzen. Dadurch war es sehr einfach, mit den Einheimischen in Kontakt zu treten und so die japanische Kultur hautnah zu erleben. Trotz der existierenden Sprachbarriere erlebte ich sehr unterhaltsame und nette Gespräche. Die offene, freundliche und hilfsbereite Art und Weise der Japaner*in faszinierte mich während meines Trips immer wieder aufs Neue. Egal in welcher Stadt ich war, ich wurde stets mit einem Lächeln empfangen und immer wieder kam eine fremde Person zu mir, um zu fragen, ob alles gut sei oder nur, um mit mir kurz zu reden. Während meiner Reise nutzte ich auch verstärkt kostenlose Wasserauffüllmöglichkeiten. Hierfür existiert die App „MyMizu“ in Japan, die verschiedenen Orte in Japan anzeigt, um an diesem Wasser aufzufüllen. Leider war die App nicht immer zuverlässig, zum Beispiel brachte mich die App in Kumamoto zu einer Wasserstelle, die zur Reinigung der Hände vor dem Betreten eines Schreins diente, weshalb ich dort lieber meine Flasche am Waschbecken einer Toilette auffüllte. Nichtsdestotrotz war es eine gute Möglichkeit, nachhaltig sein Wasserreservoir aufzufüllen.


Als Tourist ist es in Japan sehr einfach kostengünstig an Zugtickets zu kommen. Hier empfehle ich den „Japan Rail Pass“ oder in meinem Fall den „Kyushu Rail Pass“. Dies sind Tickets, womit man für eine bestimmte Zeit jeden Zug der JR-Line nutzen kann. Da diese den Großteil der Zugstrecken abdecken, war es mir möglich, mit den Zügen überall hinzukommen. Somit konnte ich die wundervollen japanischen Ortschaften erkunden und bereisen. Ich selbst lebte während meines Praktikums in Oita, welches in Kyushu liegt. Da in dieser Region ein schöner Mix aus Natur und Stadtleben vorliegt, kannte ich mithilfe des Zuges sehr viele schöne Orte, wie zum Beispiel Nagasaki, Kumamoto, Kagoshima oder Fukuoka, kennenlernen.


Es war nicht einfach, in Japan auf einen bewussten, nachhaltigen Lebensstil zu setzen, da in meiner ländlichen Region die Menschen stark auf ihr Auto angewiesen sind. Ich versuchte trotz alledem meine Fahrten mittels Bus und Bahn abzudecken, auch wenn dies mit viel Warten und Laufen verbunden war. Der komplette Verzicht auf Plastik in Japan ist nahezu unmöglich, da fast alle Lebensmittel in Japan verpackt sind. Hier versuchte ich verstärkt in Supermärkten auf unverpackte oder wenig verpackte Ware zu setzen und meine eigenen Einkaufstaschen zu verwenden. Nichtsdestotrotz war mein Praktikum in Japan ein unvergessliches und einmaliges Erlebnis, welches mich als Ingenieur, aber auch als Mensch wachsen ließ. Japan hat als Land so viel zu bieten und ich kann nur jeden empfehlen, diesen Weg ebenfalls einmal zu beschreiten und zu erleben.

University of Genua - Dennis Palczweski (2021)

Nachhaltiges Auslandssemester in Genua –
Eine einzigartige Erfahrung


Anfänglich erscheint die Kombination aus Auslandssemester, und das damit einhergehende Reisen, und Nachhaltigkeit etwas ungewohnt. Doch genau dies habe ich während meines Semesters an der University of Genua in Italien versucht zu vereinen und damit einzigartige Erfahrungen gesammelt. Für die Anreise habe ich den Zug anstelle des Flugzeugs als Transportmittel gewählt, wodurch ich erste Eindrücke von der Schweiz und Italien bei der Durchreise gewinnen konnte. Auch zum Bereisen der Städte wie Turin, Mailand, Florenz oder Venedig bot sich der Zug als perfekte Verbindung an.


Besonders einprägend war für mich die italienische Kultur und unbeschreibliche Offenheit und Hilfsbereitschaft der Italiener/innen. Sei es in der Universität oder in alltäglichen Situationen, man wurde stets mit einem hohen Maß an Freundlichkeit und gleichzeitig Interesse an der deutschen Kultur empfangen. So konnte ich beispielsweise meinen vegetarischen Ernährungsstil in meiner italienischen Wohngemeinschaft näher bringen und ein wöchentliches gemeinsames Abendessen organisieren.


Des Weiteren habe ich an der Universität aufgrund der kleineren Klassengrößen und den damit einhergehenden näheren Kontakt zu den Professoren und Professorinnen einen neuen Lehrstil kennengelernt. In Kursen zum Thema Nachhaltigkeit haben wir in Projektarbeiten und Präsentationen praxisnahe Fälle diskutiert und analysiert.


Im Allgemeinen war das Auslandssemester in Genua für mich persönlich und für meine berufliche Laufbahn eine einmalige und unvergessliche Zeit und ein Beweis dafür, dass man ein Auslandssemester mit einer umweltbewussten Einstellung relativ mühelos nachhaltig gestalten kann.